In diesem Beitrag analysieren wir die Auswirkungen, die eine CNC-Automatisierung auf die finanzielle Performance eines Unternehmens haben kann. Dafür betrachten wir die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und vergleichen die Effekte zweier Szenarien. Im ersten Szenario erreicht ein Beispielunternehmen eine Umsatzsteigerung von 10 Prozent mit zusätzlichem Personaleinsatz, und im zweiten Szenario wird die gleiche Umsatzsteigerung durch CNC-Automatisierung erreicht.
INHALT
1. POTENZIAL MASCHINENLAUFZEIT
2. AUSGANGSLAGE BEISPIELUNTERNEHMEN
3. VERGLEICH DER SZENARIEN
4. ERGEBNISBETRACHTUNG
1. POTENZIAL MASCHINENLAUFZEIT
Die CNC-Automatisierung führt nicht zwangsläufig zu einem höheren Umsatz und einem besseren Ergebnis. Dafür muss zusätzlich noch der Verkauf von Dreh- und Frästeilen gesteigert werden oder bei gleichbleibender Produktionsmenge Kosten eingespart werden. Das bedeutet, für ein besseres Ergebnis und höheren Umsatz braucht es mit einer CNC-Automatisierung weiterhin zusätzliche Aufträge. Soll nur ein besseres Ergebnis erzielt werden, kann das auch durch das Einsparen von Kosten bei gleichbleibendem Umsatz erreicht werden.
Das weit größere Potenzial liegt jedoch in der Maximierung der Maschinenlaufzeit. Warum ist das so?
Die theoretisch verfügbare Maschinenlaufzeit in einem Jahr beträgt 8.760 Stunden. Ein Betrieb im 1-Schichtbetrieb nutzt davon mit ca. 2.000 Stunden etwa 23 Prozent.
Je näher ein Betrieb der theoretisch maximalen Maschinenlaufzeit von 8.760 Stunden kommt, desto stärker steigt das Ergebnis an, da der Personaleinsatz und die Fixkosten bei einer automatisierten CNC-Maschine eben nicht proportional zum Umsatz steigen.
Was bedeutet das für Betriebe, die CNC-Automatisierung umsetzen wollen?
Das bedeutet, dass der Zuwachs beim Ergebnis nicht nur davon abhängt, ob überhaupt automatisiert wird, sondern maßgeblich davon, wie die CNC-Automatisierung im Unternehmen eingesetzt wird und welche organisatorischen Veränderungen vorgenommen werden, um das volle Potenzial auszuschöpfen.
(Die gute Nachricht: Auch ohne organisatorische Veränderungen verbessert CNC-Automatisierung die Produktivität der CNC-Maschine um sichere 15 bis 30 Prozent, da Pausen die Fertigung nicht unterbrechen und sekundengenau das nächste Bauteil zugeführt wird.)
Aber wenn das Ergebnis maximiert werden soll, ist die Maschinenlaufzeit der Schlüssel, wie wir im nachfolgenden Vergleich aufzeigen wollen.
2. AUSGANGSLAGE BEISPIELUNTERNEHMEN
Zuerst wichtige Verhältniskennzahlen:
Die Dreh- und Frästeile GmbH erzielt ein solides EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 6,1 % und ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 8,6 %. Der Materialaufwand an der Gesamtleistung (Positionen 1 bis 4) beträgt 45 %. Der Personalaufwand macht 33 % aus, und die Sonstigen betrieblichen Aufwendungen (SBA), zu denen die Fuhrpark- und Gebäudekosten gehören, erreichen einen Anteil von 13 % an der Gesamtleistung. Gemeinsam machen Personalaufwand und SBA 46 % an der Gesamtleistung aus.
wdt_ID | Dreh- und Frästeile GmbH | EURO | Anteil an Gesamtleistung | Effekt |
---|---|---|---|---|
3 | 1. Umsatzerlöse | 10.213.607 | 96 | + Steigt |
21 | 2. Bestandsveränderung | 233.815 | 2 | - Sinkt |
22 | 3. Andere aktivierte Eigenleistungen | 3.204 | 0 | / Keinen Einfluss |
23 | 4. Sonstige betriebliche Erträge | 165.637 | 2 | / Keinen Einfluss |
25 | 5. Materialaufwand | 4.806.384 | 45 | + Steigt |
26 | a) Roh-, Hilfs-, Betriebsstoffe, bezogene Waren | 3.374.452 | 32 | + Steigt |
27 | b) Bezogene Leistungen | 1.431.932 | 13 | + Steigt |
28 | 6. Personalaufwand | 3.502.268 | 33 | / Keinen Einfluss |
29 | a) Löhne und Gehälter | 2.890.909 | 27 | / Keinen Einfluss |
30 | b) Soziale Abgaben, Altersversorgung... | 611.359 | 6 | / Keinen Einfluss |
31 | 7. Abschreibungen | 260.893 | 2 | / Keinen Einfluss |
32 | 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen | 1.398.822 | 13 | / Keinen Einfluss |
39 | EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) | 647.896 | 6 | + Steigt |
40 | EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) | 908.789 | 9 | + Steigt |
Bei der GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) der Dreh- und Frästeile GmbH handelt es sich um leicht veränderte Zahlen eines deutschen Dreh- und Frästeileherstellers zum Jahresabschluss 2021.
3. VERGLEICH DER SZENARIEN
Jetzt vergleichen wir die unterschiedlichen Auswirkungen der beiden Szenarien auf die GuV. Im ersten Szenario wird die Umsatzsteigerung durch zusätzlichen Personaleinsatz erreicht, während im zweiten Szenario die CNC-Automatisierung den Umsatz um 10 % steigert.
Die Gesamtleistung und der Materialaufwand steigen in beiden Szenarien proportional zueinander um 10 % an.
In Szenario 1 steigt der Personalaufwand proportional zum Umsatz um 10 % an, da der Bedienaufwand unverändert bleibt. In diesem Szenario können die Flächen leicht optimiert werden, was zu einem Anstieg der SBAs um lediglich 7 % führt.
In Szenario 2 hingegen steigen der Personalaufwand und die SBAs im Vergleich zu Szenario 1 nur um etwa 1/3 an, aufgrund eines reduzierten Bedienaufwands an den CNC-Maschinen und einer effizienteren Nutzung der verfügbaren Flächen.
Die Abschreibungen hingegen nehmen in Szenario 2 aufgrund der Investition in die CNC-Automatisierung zu, während sie in Szenario 1 zurückgehen, da weniger in neue Anlagen und Maschinen investiert wird.
Im Szenario 2 mit CNC-Automatisierung steigt das Ergebnis stärker an, da die Hebelwirkung aus einem verbesserten Verhältnis zwischen Personalaufwand und SBAs zum Umsatz stärker wirkt als ein Anstieg des Umsatzes allein.
4. ERGEBNISBETRACHTUNG
Die Dreh- und Frästeile GmbH steigert im Szenario 1 ohne CNC-Automatisierung den EBIT um 115 T€ und das EBITDA um 133 T€.
Im Szenario 2 hingegen, steigert die Dreh- und Frästeile GmbH mit der CNC-Automatisierung das EBIT um 412 T€ und das EBITDA um 451 T€.
Warum fällt die Ergebnisverbesserung bei gleicher Umsatzsteigerung so unterschiedlich aus?
Wie zu Beginn des Beitrags angemerkt wurde, liegt dies daran, dass der Personaleinsatz und die Fixkosten bei einer automatisierten CNC-Maschine nicht proportional zum Umsatz steigen.
Das führt in Szenario 2 dazu, dass das Verhältnis der Personalaufwendung um 2 % auf 31 % und der Anteil der SBAs von 1 % auf 12 % zum Umsatz sinken.
Diese geringen Verhältnisveränderungen reichen aus, um das Ergebnis mit CNC-Automatisierung um das 3,5-fache im Vergleich zur Umsatzsteigerung ohne CNC-Automatisierung zu steigern.
Anders ausgedrückt: Ohne CNC-Automatisierung hätte der Umsatz um etwa 50 % gesteigert werden müssen, um das gleiche Ergebnis wie mit CNC-Automatisierung zu erzielen.
Auch wenn es sich um vereinfachte Szenarien handelt, soll der Vergleich den Effekt verdeutlichen, der eintritt, wenn der Umsatz im Verhältnis stärker steigt als der Personaleinsatz und die SBAs.
Wenn du ein Taktiker bist, würden wir gerne dein Feedback zu diesem Beitrag hören: „Warum CNC-Automatisierung zum taktischen Werkzeug der Fertigung werden muss.“
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